Innenmeniskusschäden und „Bequemschuhe“

Millionen von Menschen in Deutschland leiden unter Knieschmerzen. 2014 wurden ca. vierhunderttausend Menschen arthroskopisch meist am Innenmeniskus operiert, davon über 200000 ambulant in Arztpraxen und Tageskliniken.
Diese ungeheure Zahl an Operationen ist der bisherige Höhepunkt einer Jahrzehnte langen Entwicklung, die schon vor der Einführung der Arthroskopie in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ihren Anfang nahm. 
Beispielhaft zeigt ein Diagramm die rasante Zunahme dieser Beschwerden.

Die Statistik zeigt die Entwicklung der stationär durchgeführten Knieoperationen in Deutschland in den Jahren 2000 - 2015. Die Absenkung der Fallzahlen in den letzten Jahren ist auf die Steigerung der ambulanten Operationen zurückzuführen.
Allgemein fällt auf, dass Frauen weitaus öfter operiert werden als Männer. Zählt man die ambulanten Operationen hinzu, erschreckt die ständige Zunahme der Operationszahlen.

Diese Entwicklung ist durch Nichts zu erklären.

In den letzten Jahren und erst recht seitdem wir mit dem InGAsys Knie-Hüft- und Rückenschmerzen ursächlich bekämpfen, drängt sich eine Erklärung auf, die biomechanische Ursachen hat.

Gonarthrose im Krankenhaus behandelt

Der physiologisch normale barfüßige Gang

Während der Bodenkontaktphase der Schrittabwicklung übernimmt das Längsgewölbe eine Dämpfungs- und Führungsfunktion in der Gangrichtung. Nach dem lateralen Fersenauftritt senkt sich das Längsgewölbe während der mittleren Standphase ab, um die Auftrittskräfte in den kurzen Fußmuskeln abzufangen und die Energie zu speichern. Haben die Fußmuskeln die größtmögliche Dehnung erreicht, spannen sie an und katapultieren den Fuß in die Abrollphase hinein. So entsteht unser kraftvoller, federnder Gang.
Die größtmögliche Dehnung der kurzen, medialen Fußmuskulatur wird durch die Aktivierung von Drucksensoren in der Haut des Längsgewölbes begrenzt. Spätestens bei Berührungskontakt im Längsgewölbe ziehen sich die gespannten Fußmuskeln reflektorisch zusammen und leiten die Schrittabwicklung ein.

 

Die natürliche Absenkung des Fußlängsgewölbes schützt auch das Knie vor gefährlicher Überlastung. Senkt sich das Längsgewölbe ab, so werden der vordere und hintere Schienbeinmuskel gedehnt.
Während diese beiden Muskeln im Fuß als Supinatoren wirken, bilden sie unterhalb des Knies eine Schlinge um das Schienbein, die das Knie gegen eine Varusstellung schützt. Je größer die Längsgewölbeabsenkung wird, umso höher wird der mediale Zug auf das Schienbein.
Für den Druck im Kniegelenk bedeutet diese Tatsache, dass der Kraftvektor während der Standphase des Schritts eine medial-laterale-mediale Bewegung ausführt und so keine langfristigen Druckspitzen auf die Menisken wirken. (Siehe Bild1)

Nachdem mehrere Hundert Messungen von Probanden, die über jeweils einen Tag mit dem InGAsys begleitet wurden, ausgewertet wurden,ergibt sich für einen normal aktiven, arbeitenden Menschen ein Verhältnis zwischen Stand- und Gangphasen von 5 : 1. Das heißt:
80% der Belastungszeit ist eine Standbelastung.
Auch während langem Stehen bestimmen die kurzen Fußmuskeln im Längsgewölbe den Verlauf des Kraftvektors im Knie. So dehnen sich die Muskeln im Stand, bis das Längsgewölbe abflacht.

Bei Berührung spannen sich die Muskeln an und heben das Längsgewölbe wieder. Also werden die Fußmuskeln auch beim langen Stehen ständig trainiert und der Kraftverlauf ändert sich im Knie ständig. (Siehe Bild 2)

Der Einfluss der Fußform auf die Druckverteilung im Knie ist eher gering. Nur pathologische Formen, wie Plattfuß oder kontrakter Hohlfuß wirken negativ.

Externe Einflüsse

Seit Jahrtausenden trägt der Mensch Schuhe, um seine Füße vor Verletzungen zu schützen. In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich eine technologische Entwicklung bei der Schuhherstellung durchgesetzt, die heute den allergrößten Teil der produzierten Schuhe umfasst.

Der geschäumte Schuhboden aus PUR, EVA oder anderer geschäumter Kunststoffe. Diese Materialien sind ohne Aufwand in unterschiedlichsten Festigkeiten herstellbar. 
Gleichzeitig zeigte sich eine große Kundengruppe, die extreme Fußschmerzen hatte. 
Es waren Frauen ab einem Alter von ca. 40- 50 Jahren, die gemäß des Modediktats der sechziger und siebziger Jahre regelmäßig Pumps getragen hatten und nun unter einem schmerzenden Spreizfuß und Hallux Valgus litten. 
Für diese sehr große, kaufkräftige und kaufwillige Kundengruppe wurde der „Bequemschuh“ entwickelt. Dieser Schuhtyp ist mit einer Fußbettung und Polsterungen unter den Mittelfußköpfchen ausgestattet, um Vorfußschmerzen zu vermeiden. 
Im Laufe der folgenden Jahre bis heute hat sich der „bequeme Schuh“ zum Megatrend entwickelt, sodass nahezu kein Alltags- oder Sportschuh mehr ohne „weiche Sohlen“ und Fußbettung am Markt zu finden ist.

Wirkung von weichen Sohlen und Fußbettungen auf das Knie

Beide Bestandteile von bequemen Schuhen wirken durch die Veränderung des Kraftvektorverlaufs im Knie negativ. Während Fußbettungen mit der leichten Anstützung des Längsgewölbes beim Gehen den Kraftverlauf beeinflussen, wirken weiche Sohlen ständig. Sind beide Komponenten in die Schuhe eingebaut, verstärkt sich die Wirkung gegenseitig.

Weiche Sohlen bei der Schrittabwicklung

Schaumsohlen aus PUR oder EVA haben in der Regel eine Festigkeit von ca. 40 - 50 shore A.
Da die Auftrittskraft stets leicht lateral auf den Fersenbereich der Sohle einwirkt, wird das Material schon nach relativ kurzer Tragedauer so stark belastet, dass sich die innere Struktur verändert und dadurch die Festigkeit in diesem Bereich signifikant abnimmt. Der Fuß sinkt außen tiefer in die Sohle ein und wird in eine ständige Supinationsstellung gezwungen.

Damit kann sich das Längsgewölbe nicht mehr genug absenken, um über die Schienbeinmuskelschlinge das Kniegelenk zu stabilisieren.
Je tiefer der Fuß in die weiche Sohle einsinkt, umso kleiner wird der Bereich, in dem der Kraftvektor variiert. (Siehe Bild 3)

 

Gerade in den langen Standphasen wirkt ein fixierter Kraftvektor zerstörerisch auf das Knorpelgewebe des Meniskus. Risse im Meniskus sind unabwendbar. 
Ist zusätzlich ein stützendes Einbauteil unter dem Längsgewölbe verbaut, wird die eben beschriebene Wirkung beim Gehen noch verstärkt.

Haben die Sensoren in der Haut des Längsgewölbes vor dem Ende der Absenkung Kontakt mit der Stütze, reagieren die Muskeln mit Kontraktion und heben das Längsgewölbe vorzeitig an. Das bewirkt eine Änderung der Gangrichtung über den vierten Zeh und fixiert den Kraftvektor im Knie auch beim Gehen auf den medialen Bereich. Je höher die Anstützung gearbeitet ist, umso kleiner ist der Wirkbereich des Kraftvektors im Knie.

Trägt man ständig einen flexiblen Schuh mit weicher Sohle und ein Paar Einlagen mit hoher Längsgewölbestütze, erleidet man mit hoher Sicherheit einen Riss im dorsalen Teil des Innenmeniskus. Viele Patienten verspüren nach der Versorgung mit Einlagen eine Besserung ihrer bisherigen Beschwerden. Dies erklärt sich durch die Veränderung der Wirkfläche im Knie. Leider wirkt die fixierte Belastung schon nach kurzer Einwirkzeit wieder negativ. Deshalb versuchen viele Betroffene durch das Wechseln ihrer Schuhe die schmerzenden Kniebereiche wenigstens zeitweise zu entlasten
Diese Zusammenhänge zeigen, dass die explodierenden Operationszahlen der letzten Jahrzehnte durch einen weltweiten Mega-Trend in der Schuhmode ausgelöst wurden. Da die Wirkung der Fehlstellung nicht im Knie endet, sind auch andere Muskel-Skelett-Beschwerden darauf zurückzuführen. So kann man die spätere Entstehung von Gonarthrose, Coxarthrose und Bandscheibenvorfälle über die Dauer des Wirkzeitraums des veränderten Kraftvektors kausal herleiten.

Sie haben Fragen oder möchten einen Termin vereinbaren?

Rufen Sie uns an oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

 03691 8893633

Kontaktformular